„Sorry“ das neu Album vom Böll. Wer ihn als Liedermacher Erinnerung hat sollte sich davon lösen. „Die ganze Welt hat sich verändert, nur der Böll ist nicht mehr wer er war“ heißt es im Song „Wieder da“, der rockig durchstartet. So ist es auch. Irgendwie vertraut und doch anders. Wenn er bei "Egal" in Reggae-Gefilden wildert, in "Scherben ≠ Glück" den Rockabilly gibt oder bei "Ikarus" und "Sorry" funky zum Tanz bittet. "Sechszehn" und "Deja-vu" schlagen in die rockige Kerbe. Die ruhigen Töne werden mit "Kein Grund" und "Ich tu dir weh" bedient. Endzeit-Kopfkino liefert das sperrige "Zombiefilm" während "Halt's Maul... und trink!" mit Dirrrty Franz und Iwo Djokic nicht so plakativ daherkommt wie der Titel vermuten lässt.
Der Böll setzten sich frech neben jeden Stuhl der frei wird. Vieles ist Andre Vaccaros Gitarrenarbeit und der unorthodoxen Arbeitsweise von Produzent Tristan Eck geschuldet. Wo andere Studiozeit in digitale Nacharbeit investieren wird hier lieber ein Traktormotor mit dem Songs „Zündapp“ synchronisiert, um diesen mit teuren Mikros aufzunehmen.
Textlich holt Böll weit aus. Es geht um das große Ganze, was immer im Kleinen beginnt. Er hat viel Text vor der Brust, der raus muss. Das fühlt sich nicht immer gut an. Soll es auch nicht.
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Ohne Reißleine und doppelten Boden mitten rein ins Leben
Job Karriere Party Kohle all das musst du dir ständig geben
Geld regiert die Welt diesen Satz definierte deine Existenz
Deine große Liebe ist daher auch dein dicker Angeber-Benz
auch wenn du dich auf der Überholspur an roten Ampel nicht störst
nützt dir das nen Scheißdreck wenn du den Warnschuss überhörst
Maximale Bewegung bei völligem Stillstand bis alles vibriert
und das ganze Lügenkonstrukt einfach in sich implodiert
Zu weit zu hoch an die Sonne bis der letzte Flügel verbrennt
Und man erst im freien Fall die eigene Hybris erkennt
Je höher du steigst um so tiefer du fällst
das ist der Preis wenn man sich für Ikarus hält
Du denkst du bist mittendrin dabei stehst du nur neben mir
lebendig fühlst du dich nur mit reichlich Koks und zu viel Bier
Wenn du lachst lacht die Welt mit dir doch im Schmerz bist du allein
Man kann unglaublich einsam in Mitten von Menschen sein
Trotzdem immer weiter ohne Plan wohin die Reise geht
Man lernt nicht zu wackeln wenn man direkt am Abgrund steht
Maximale Bewegung bei völligem Stillstand bis alles vibriert
und das ganze Lügenkonstrukt einfach in sich implodiert
Zu weit zu hoch an die Sonne bis der letzte Flügel verbrennt
Und man erst im freien Fall die eigene Hybris erkennt
Je höher du steigst um so tiefer du fällst
das ist der Preis wenn man sich für Ikarus hält
Alle Kanäle entleert bis die Quelle letztendlich versiegt
Und das erschaffene Glashaus in Scherben vor die liegt
Schuld sind immer die andern ist ne Maxime die im Alltag gut funktioniert
Einfach weiter Vollgas vollkommen unreflektiert
Drück dir die Daumen dass du niemal raffst was hier Tacheles ist
Und was für ne peinliche Lachnummer du in Wahrheit bist
Maximale Bewegung bei völligem Stillstand bis alles vibriert
und das ganze Lügenkonstrukt einfach in sich implodiert
Zu weit zu hoch an die Sonne bis der letzte Flügel verbrennt
Und man erst im freien Fall die eigene Hybris erkennt
Je höher du steigst um so tiefer du fällst
das ist der Preis wenn man sich für Ikarus hält
credits
from Sorry,
released June 20, 2016
Gesang: Florian Böll / Linda Christ
Gitarre: Andre Vaccaro / Tristan Eck
Bass: Binyamin Uslu
Drums / Percussion: Jörg Rebhan
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