„Sorry“ das neu Album vom Böll. Wer ihn als Liedermacher Erinnerung hat sollte sich davon lösen. „Die ganze Welt hat sich verändert, nur der Böll ist nicht mehr wer er war“ heißt es im Song „Wieder da“, der rockig durchstartet. So ist es auch. Irgendwie vertraut und doch anders. Wenn er bei "Egal" in Reggae-Gefilden wildert, in "Scherben ≠ Glück" den Rockabilly gibt oder bei "Ikarus" und "Sorry" funky zum Tanz bittet. "Sechszehn" und "Deja-vu" schlagen in die rockige Kerbe. Die ruhigen Töne werden mit "Kein Grund" und "Ich tu dir weh" bedient. Endzeit-Kopfkino liefert das sperrige "Zombiefilm" während "Halt's Maul... und trink!" mit Dirrrty Franz und Iwo Djokic nicht so plakativ daherkommt wie der Titel vermuten lässt.
Der Böll setzten sich frech neben jeden Stuhl der frei wird. Vieles ist Andre Vaccaros Gitarrenarbeit und der unorthodoxen Arbeitsweise von Produzent Tristan Eck geschuldet. Wo andere Studiozeit in digitale Nacharbeit investieren wird hier lieber ein Traktormotor mit dem Songs „Zündapp“ synchronisiert, um diesen mit teuren Mikros aufzunehmen.
Textlich holt Böll weit aus. Es geht um das große Ganze, was immer im Kleinen beginnt. Er hat viel Text vor der Brust, der raus muss. Das fühlt sich nicht immer gut an. Soll es auch nicht.
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Zwei Millionen Freunde doch am Geburtstag allein
Sozialnetworks sind die Matrix nur orwelscher Schein
Dein Abschiedsvideo wird zehntausend mal geshared
Nur dein Nachbar hat sich über den Geruch beschwert
Nicht wie Tolkins Gefährten nur Kinder des Zorns
Zombies of the Night the Day the Dawn
Und ich fühl mich wie in nem Zombiefilm
Wie der Letzte der das Spiel noch am Laufen hält
Und ich fühl mich wie in nem Zombiefilm
Ich steh aufrecht solang bis auch meine letzte Festung fällt
Ein Meter achtzig vierzig Kilo angeblich noch zu dick
Rafft den keiner das ist krank und auf keine Weise chic
Kinderprostitution ist in der Glotze heut legal
Dank Profit und geilen Quoten der Gesellschaft scheiß egal
Oversexed and totaly underfucked
Unterzeichnet unsere Jugend faustisch blind den Bohlen-Pakt
Und ich fühl mich wie in nem Zombiefilm
Wie der Letzte der das Spiel noch am Laufen hält
Und ich fühl mich wie in nem Zombiefilm
Ich steh aufrecht solang bis auch meine letzte Festung fällt
Dauernd in die Glotze starren scheißegal was gerade läuft
Ein Fettjunkey der sich mit Diabetessaft besäuft
Unfähig zur kleinsten sozialen Interaktion
Gefangen in der Sirenwelt aus Farben Lichter und Ton
Prometheus war's der für uns einst das Feuer stahl
Uns wärmen Plasmaflamen auf dem TV-Regal
Und ich fühl mich wie in nem Zombiefilm
Wie der Letzte der das Spiel noch am Laufen hält
Und ich fühl mich wie in nem Zombiefilm
Ich steh aufrecht solang bis auch meine letzte Festung fällt
credits
from Sorry,
released June 20, 2016
Gesang: Florian Böll / Linda Christ
Gitarre: Andre Vaccaro / Tristan Eck
Bass: Binyamin Uslu
Drums / Percussion: Jörg Rebhan
Harp: Mike Heberle
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